Weiterführende Untersuchungen zur Kurzbeinigkeit bei verschiedenen Hühnerrassen

Handlungsfelder

  • Verbesserung des Wohlbefindens des Tieres, des Gesundheits- und Hygienestatus von Betrieben
  • Vermeidung der Tötung von Feten, Jungtieren und gesunden Tieren außer zur Schlachtung

Haustiere werden nach morphologischen Besonderheiten, z. B. in Bezug auf die Körpergröße, Farbe oder Gestalt, gezüchtet. Bei Haushühnern kennzeichnen sich einige Rassen durch eine Verkürzung der Läufe, welche als Kurzbeinigkeit bezeichnet wird. Es wird vermutet, dass ein sogenanntes Krüpergen oder auch Krüper-Faktor (Cp), benannt nach der kurzbeinigen Hühnerrasse Krüper, für die Kurzbeinigkeit (in den Grundzügen vergleichbar mit der Chondrodystrophie bei anderen Tierarten und Menschen) verantwortlich ist. Dabei wird davon ausgegangen, dass es sich bei dem Krüpergen um ein dominantes Gen handelt, welches insofern problematisch ist, als dass es in homozygoter (reinerbiger) Form einen Letalfaktor darstellt. Dieser Letalfaktor soll bewirken, dass homozygot kurzbeinige Tiere versterben und zwar während der Inkubation im Ei noch vor dem Schlupf.

Laut dieser Hypothese und basierend auf älteren Untersuchungen soll es keine lebenden Individuen geben, die in Bezug auf das Krüpergen homozygot sind. Demnach wären alle kurzbeinigen Tiere heterozygot (spalterbig). Ein großer Anteil homozygoter Tiere soll während einer sogenannten Letalkrise gegen Ende des 3. und Anfang des 4. Bebrütungstages absterben.

Eine zweite Letalkrise erfolgt zwischen dem 18. und 21. Bebrütungstag und ist insofern als kritisch anzusehen, da Hühnerembryonen ab der Hälfte der Bebrütungsdauer (ca. 10,5 Bebrütungstage) als Nachzucht bezeichnet werden und ab diesem Zeitpunkt unter das Tierschutzgesetz fallen.

Ein zentraler Punkt des Gutachtens zur Auslegung von § 11b des Tierschutzgesetzes (Verbot von Qualzuchten) ist, dass bei der Nachzucht potentielle Schmerzen, Leiden oder Schäden für das Tier zu vermeiden sind. Die entsprechende Empfehlung nennt ein „Verbot der Verpaarung von Hühnern, die in beiden Geschlechtern den „Krüper-Faktor“ besitzen.“ Dies betrifft vor allem die Rassen Krüper, Zwerg-Krüper, Chabo und in ähnlicher Form die Indischen Kämpfer und Indischen Zwergkämpfer. Neben der reinen Genetik legen weiterführende Untersuchungen die Vermutung nahe, dass die Expressivität des Krüpergens von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden kann, wie zum Beispiel dem Alter des Muttertiers, dem Legezeitpunkt des Eies, ob früh oder spät im Jahr und somit der Legeperiode, als auch von dem genetischen Hintergrund von verschiedenen Rassen.

Ziel der vorliegenden Studie ist es, durch gezielte Testkreuzungen die Vererbung sowie Expressivität des Krüpergens durch morphologische Untersuchungen systematisch aufzuarbeiten. Mit Hilfe der gewonnenen Erkenntnisse soll ein adäquates Zuchtmanagement für die endsprechenden Rassen erarbeitet und den Züchtern an die Hand gegeben werden. Im Rahmen der Untersuchungen sollen folgende Fragestellungen bearbeitet werden:

1. Stimmen die Ergebnisse der in dieser Untersuchung angestrebten Testkreuzungen mit der Literatur überein?
2. Welche Unterschiede ergeben sich zwischen den verschiedenen untersuchten Rassen?
3. Nimmt das Alter des Muttertiers oder der Legezeitpunkt des Eies einen Einfluss auf die Expressivität des Krüpergens?
4. Welche morphologischen Besonderheiten weisen die nicht geschlüpften Embryonen bzw. Küken auf?

Forschungsnetzwerk NRW-Agrar