Vergleich unterschiedlich perforierter Böden in der Kälbermast im Hinblick auf die Selbstreinigungsfähigkeit der Böden und auf das Verhalten der Tiere

Handlungsfelder

  • Verbesserung des Wohlbefindens des Tieres, des Gesundheits- und Hygienestatus von Betrieben

Die Kälbermast findet fütterungsbedingt fast ausschließlich auf perforierten Boden statt. Aktuell sind perforierte „harte“ Böden mit Spaltenmaßen von 2,5 cm und elastisch ummantelten Balken oder bei Balken mit elastischen Auflagen mit höchstens 3 cm Spaltenbreite bei Auftrittsbreiten von 8 cm zugelassen. Die Veterinärbehörden bevorzugen Bodenvarianten mit elastischer Oberfläche. Ziel der Untersuchungen war es herauszufinden, welchen Einfluss die Bodengestaltung auf die Sauberkeit des Bodens und der Kälber sowie das Liege- und Aktivitätsverhalten der Tiere hat.

Im Rahmen dieses gemeinschaftlichen Projektes konnten auf einem Praxisbetrieb in NRW vier unterschiedliche Bodenvarianten zeitgleich über ein halbes Jahr verglichen werden. Es handelte sich dabei um Bongossi Holzspalten, elastisch ummantelte Spalten (ICE), Kunststoffrostböden (MIK) und eine Gummiauflage (Kraiburg) auf Spalten. Eingestallt wurden die Tiere mit 14 Tagen und bis zur 9. Lebenswoche in Einzelboxen gehalten, danach erfolgte eine Gruppenhaltung mit jeweils sechs Tieren in einer Bucht bis zum Mastende (26 Wochen). Es fand sowohl bei der Einzel- als auch Gruppenhaltung eine tägliche Bonitur der Buchten und Tiere statt. Unterteilt wurde in drei Kategorien (sauber, leicht und stark verschmutzt). Zusätzlich wurden acht IR-Kameras im Stall montiert und regelmäßig Aufzeichnungen über jeweils 24 Stunden erstellt.

Die Untersuchungen zeigen, dass alle vier verglichenen Varianten die Bedingungen für eine tiergerechte Haltung bei einem guten Betriebsmanagement grundsätzlich erfüllen können. Die Bodenvarianten MIK und Bongossi erwiesen sich als besonders sauber. ICE und Gummi hingegen weisen im Durchschnitt höhere Verschmutzungsgrade auf. Auch bei dem Gummiboden waren die Kälber ähnlich oft sauber, obwohl dieser mit deutlich seltener (55 %) als sauber eingestuft wurde. Der ICE Boden hatte mit knapp 20 % leicht verschmutzter Kälber den höchsten Verschmutzungsgrad. Bei der ICE und Bongossi Variante lagen zu über 70 % der beobachteten Zeit mehr als drei Tiere. Die anderen Böden wiesen eine Liegedauer knapp unter 70 % auf, wobei Kälber auf dem Kunststoffrostboden (MIK) mit 61 % am wenigsten lagen. Bei dieser Bodenvariante war auffällig, dass dort zu 26 % der Beobachtungszeit kein Tier lag.

Bei den verschmutzen Bodensystemen: Bongossi, MIK und ICE sind kaum spielerische Aktivitäten zu beobachten. Trotz der sehr geringen Anzahl spielerischer Aktivitäten zeigen die Verhaltensbeobachtungen eine stark gestiegene Anzahl von Ausrutschern auf den verschmutzen Boxenböden. Lediglich der Gummiboden scheint den Kälbern – auch bei verschmutztem Untergrund – noch ausreichend „grip“ zu bieten, da sich die Anzahl an spielerischen Aktivitäten sogar noch gesteigert hat. Durch die kontinuierliche Steigerung der Flüssigkomponente bis zum Mastende verlangt es vom Mäster viel Fingerspitzengefühl die Tiere optimal zu mästen. Wenn die Tiere fütterungsbedingten dünneren Kot aufweisen sind alle Bodensysteme stark verschmutzt und kommen an die Grenzen der Selbstreinigung.

Die Untersuchungen haben gezeigt, dass es durchaus noch einen hohen Forschungsbedarf im Hinblick auf die Bodengestaltung in der Kälbermast gibt. Letztendlich müssen den Landwirten Bodenvarianten zur Verfügung stehen, mit denen Sie tiergerecht und erfolgreich qualitativ hochwertige Lebensmittel für den Verbraucher produzieren können.

Forschungsnetzwerk NRW-Agrar