Untersuchungen zu Schwanzspitzennekrosen bei Mastbullen

Handlungsfelder

  • Verzicht auf mit Schmerzen verbundene Eingriffe am Tier
  • Verbesserung des Wohlbefindens des Tieres, des Gesundheits- und Hygienestatus von Betrieben
  • Reduktion des Arzneimitteleinsatzes und Verbesserung der Fütterung

Das BMEL sieht in den Schwanzspitzen – Nekrosen eine der bedeutendsten Krankheiten im Bereich der Mastbullenhaltung. Erhebungen auf Schlachtbetrieben zeigten bei 50 – 90 % aller geschlachteten Bullen, die zuvor auf Vollspalten gehalten wurden, eine Entzündung oder Nekrose an der Schwanzspitze auf. In der Literatur werden verschiedene Ursachen für das Auftreten von Schwanzspitzennekrose diskutiert. Allgemein wird das Haltungssystem – enge Aufstallung auf Vollspalten – als Hauptursache angesehen, aber auch andere Faktoren, wie Infektionen oder klimatische Einflüsse könnten Nekrosebildungen verursachen. Das vorliegende Projekt befasste sich mit der Strukturversorgung von Mastbullen, da die bei Strukturmangel auftretende Pansenacidose lokale Durchblutungsstörungen hervorrufen und damit Schwanzspitzennekrosen verursachen könnte.

Um einen Überblick über das Management einschließlich der Fütterungspraxis in der Bullenmast zu bekommen, wurde an Betriebe mit 40 oder mehr Mastbullen ein Fragebogen zu Haltungsbedingungen und Stallklilma verschickt. Von 97 teilnehmenden Betrieben wurden 20, die ihre Bullen in der Endmastphase auf Betonvollspalten halten, zur Analyse der Fütterung ausgewählt.

Die Anzahl der Betriebe wurde gleichermaßen in befallene und nicht befallene Betriebe aufgeteilt. Von den Futterproben wurden neben der Weender Analyse die Gehalte an Stärke und Zucker und der pH Wert ermittelt, sowie die Strukturversorgung anhand der aNDFom Gehalte, der Differenzierung der Partikelgrößen mittels Schüttelbox und der Berechnung der peNDF. Die allgemeine Futterqualität wurde mittels Sinnenprüfung geschätzt. Außerdem wurden die Futterzuteilung in Voll- und Teil-TMR erfasst. Zusätzlich wurde die Durchflussrate der Wassertränken durch Auslitern von mindestens zwei Tränken überprüft.

Die Futteranalysen ergaben keine signifikanten Differenzen zwischen den von Schwanzspitzennekrose betroffenen und nicht betroffenen Betrieben. Tendenziell wurden jedoch bei den betroffenen Betrieben höhere Gehalte an Stärke und Zucker sowie geringere an Rohfaser, pe NDF >8 mm und ein höherer Anteil feiner Partikel nachgewiesen. Außerdem waren vermehrt Betriebe betroffen, die eine Teil-TMR mit separater Kraftfuttergabe über das Futter fütterten.

Die vorliegenden Ergebnisse lassen Pansenacidose als eine Ursache für die Schwanzspitzennekrose vermuten. Die separate Kraftfuttergabe könnte dazu führen, dass ranghohe Bullen eine größere Portion erhalten als in der Rationsberechnung vorgesehen und die Kombination der höheren Kohlenhydratgehalten der Ration mit der geringeren Strukturwirksamkeit zu einer Übersäuerung des Pansens geführt haben.

Weiter Untersuchungen sind erforderlich, um die Bedeutung der Fütterung in diesem Zusammenhang zu erkennen.

Forschungsnetzwerk NRW-Agrar