Überprüfung pathologischer Erscheinungen bei Nieren von intensiv und extensiv gehaltenen Hausschweinen durch vergleichende Organuntersuchungen

Handlungsfelder

  • Verbesserung des Wohlbefindens des Tieres, des Gesundheits- und Hygienestatus von Betrieben

Als interstitielle Nephritis wird ein pathologisches Geschehen bezeichnet, bei dem die entzündlichen Prozesse vor allem im Bereich des Nierenstromas lokalisiert sind. Beim Hausschwein tritt sie mit zum Teil sehr hoher Prävalenz auf, kann generell jedoch bei allen Haussäugetieren in unterschiedlichen Ausprägungsgeraden auftreten und kommt auch beim Wildschwein vor. In der Literatur ist die interstitielle Nephritis des Schweins ein häufig beschriebenes Phänomen, bei welchem bakterielle, virale, toxische und parasitäre Ätiologien diskutiert werden, insbesondere Infektionen mit Leptospiren und dem procinen Circovirus Typ 2 (PCV – 2).

Ziel des Projektes war es, die Prävalenz der interstitiellen Nephritis in der Haus- und Wildschweinpopulation zu untersuchen und den in der Literatur diskutierten Zusammenhang zu einer PCV – 2 – Infektion zu analysieren.

Aus insgesamt sieben Betrieben wurden von 169 Schweinen Proben gezogen. Es handelte sich um drei Biobetriebe (jeweils 17 Nieren/Betrieb) und um vier Betriebe mit konventioneller Haltung, von denen zwei als seronegativ gegen PCV – 2 (jeweils 30 Nieren/Betrieb), sowie zwei zuvor als seropositiv gegen PCV – 2 getestet waren (28 bzw. 30 Nieren). Zum Vergleich wurden Nieren von fünf frisch geschossenen Wildschweinen (eins aus Niedersachsen, vier aus Brandenburg) untersucht, um abzuklären, ob eventuell auftretende Nierenveränderungen weniger von Haltungsbedingungen abhängen sondern vielmehr für Schweine typisch sind.

Die Untersuchung ergab, dass in allen Schweinenieren Anzeichen einer interstitiellen Entzündungsreaktion zu finden waren. Somit scheint es sich beim Auftreten der interstitiellen Nephritis um ein weit verbreitetes Geschehen bei Schweinen zu handeln. Die Häufigkeit des Auftretens (100 % aller untersuchten Nieren von sieben landwirtschaftlichen Betrieben und fünf Wildschweinen aus zwei räumlich getrennten Wildschweinpopulationen) überschreitet jedoch die in der Literatur angegebenen Zahlen deutlich. Die am Entzündungsgeschehen beteiligte nachgewiesene Zellpopulation ist relativ homogen. In den meisten Fällen handelt es sich um Lymphozyten, Plasmazellen und Histiozyten. Nur eine Niere wies eine PCV – 2 – Infektion auf.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die vorliegende Untersuchung ein sehr häufiges Auftreten der interstitiellen Nephritis beim Haus- und Wildschwein bestätigt. Eine PCV – 2 Infektion als Hauptursache kann nach dieser Untersuchung ausgeschlossen werden. Um die Ätiologie einzugrenzen sind jedoch weitere Untersuchungen erforderlich.

Forschungsnetzwerk NRW-Agrar