Strategien zur Vermeidung von Geruchsabweichungen bei der Mast unkastrierter männlicher Schweine (Strat – E – GER – Projekt)

Handlungsfelder

  • Verzicht auf mit Schmerzen verbundene Eingriffe am Tier

Die Substanzen Androstenon und Skatol können im Fleisch unkastrierter Eber einen Geruch und Geschmack verursachen, der von Verbrauchern als störend wahrgenommen wird. Zur Vermeidung dieser, als Ebergeruch bezeichneten Geruchsabweichung, werden die Eberferkel überwiegend ohne Betäubung operativ kastriert. Dieses Verfahren verursacht Schmerzen und ist daher aus Tierschutzgründen wiederholt Gegenstand öffentlicher kontroverser Diskussionen.

Voraussetzung einer erfolgreichen Etablierung der Ebermast ist die zuverlässige Erfassung des Ebergeruchs und eine Reduktion des Anteils von Eberschlachtkörpern mit Geruchsabweichungen. Die messtechnische Erfassung des Ebergeruchs über die Leitkomponenten Skatol und Androstenon ist bisher nur mit einem hohen analytischen und finanziellen Aufwand möglich.

Neben der aktuell diskutierten Möglichkeit der Immunokastration von Ebern lässt sich das Merkmal Ebergeruch züchterisch bearbeiten und minimieren. Vorläufige Ergebnisse des EN – Z – EMA Projektes zeigen, dass bei einer klassischen Selektionsstrategie auf der Basis phänotypischer Androstenon- und Skatolmessungen mindestens 3 – 4 Generationen notwendig sind, um den Anteil Tiere mit Ebergeruch von 20 % auf weniger als 5 % zu reduzieren. Um diesen vergleichsweise langen Zeitraum zu reduzieren, bietet sich das Instrument der genomischen Selektion auf der Basis von SNP – Chips an.

1. Ziel: Etablierung der genomischen Selektion für das Merkmal Ebergeruch in deutschen Zuchtpopulationen. Hierfür müssen DNA – Varianten für die Variation der Skatol- und Androstenonkonzentration im Fleisch von Ebern identifiziert werden, was die Voraussetzung für die genetisch bedingte Verminderung der Geruchs- und Geschmacksproblematik im Schweinefleisch darstellt. Die Selektion erfolgt dann ausschließlich anhand der identifizierten DNA – Varianten.

Die im Rahmen des EN – Z – EMA Projektes entwickelten automatischen Messsyteme sind in der Lage, die Leitkomponenten des Ebergeruchs zu erfassen. Allerdings reicht die Geschwindigkeit und Robustheit der verwendeten Messmethodik bisher noch nicht aus, um den Anforderungen eines kommerziellen Schlachthofes mit hoher Bandgeschwindigkeit zu erfüllen. Aus diesem Grund haben Verfahren der Humansensorik in kommerziellen Schlachthöfen an Bedeutung gewonnen, sind jedoch nur wenig standardisiert.

2. Ziel: Ableitung von Handlungsempfehlungen zur humansensorischen Beurteilung von Geruchsabweichungen. Anhand von Stichproben sollen die Korrelationen zu den Leitkomponenten des Ebergeruchs Androstenon und Skatol, zur Fettsäurezusammensetzung und Proteinexpression untersucht werden. Die verlässliche Identifizierung der Schlachtkörper mit negativer Geruchsabweichung ist eine wesentliche Voraussetzung für die Akzeptanz der Jungebermast als das Verfahren der Wahl zum vollständigen Kastrationsverzicht.

Forschungsnetzwerk NRW-Agrar