Reduzierung von Schwanzbeißen bei Mastschweinen: Verbreitung einer Management-Hilfe durch Schulungen und Interventionsstudie auf Praxisbetrieben (M-SchwIP)

Handlungsfelder

  • Verzicht auf mit Schmerzen verbundene Eingriffe am Tier
  • Verbesserung der Beratung in der Bestandsbetreuung
  • Verbesserung des Wohlbefindens des Tieres, des Gesundheits- und Hygienestatus von Betrieben

In der Mastschweinehaltung ist Schwanzbeißen ein häufig auftretendes Problem. Es gibt viele mögliche Einflussfaktoren. Somit bedarf es betriebsindividueller Ansätze, um das Problem lösen zu können. Ziel dieses Projektes ist die Einführung, Evaluation und Verbreitung einer betriebsspezifischen Management–Hilfe zur Reduzierung von Schwanzbeißen auf deutschen Mastschweinebetrieben.

Die Software gestützte Management–Hilfe basiert auf einer in Großbritannien entwickelten Management-Hilfe. Sie wurde an deutsche Verhältnisse angepasst und in der Praxis in zwei Studien erprobt.

Die SchwIP – Analyse (Futterration, bauliche Verhältnisse, Ausstattung der Buchten, Bonitierung von Ohren und Schwänzen, Stallklima, Durchflussraten der Tränken) wurde auf 213 Mastschweinebetrieben (71 von einer Tierärztin der SchwIP –Arbeitsgruppe, 142 von Beratern) zweimal im Abstand eines Jahres angewendet. Dabei erfolgte jeweils gemeinsam mit dem / der Betriebsleiter / in die Erstellung eines Maßnahmeplans. Landwirte, Berater und Tierärzte wurden in der praktischen Anwendung des SchwIP geschult. Diese geschulten Personen wendeten die Management – Hilfe an und übermittelten die Ergebnisse der Anwendung an das Institut für Tierschutz und Tierhaltung in Celle.

Als Grundlage für die Programmierung wurde eine Expertenbefragung verwendet, welche folgende Faktoren am höchsten gewichteten: Mangel an ausreichendem Platz für Ruheliegeverhalten, Vorhandensein von Ohrbeißen, Zugluft im Liegebereich, hohe Gehalte an Ammoniak und/oder Staub in der Stallluft, < 3% Rohfasergehalt in der Futterration, verdorbenes Futter, Abwesenheit von Beschäftigungsmaterial und weitere. Aus diesen Faktoren wurden 56 gewichtete Risikofaktoren auf jedem Probebetrieb erhoben. Um das Schwanzbeiß – Risiko auf den Problembetrieben widerspiegeln zu können, wurden die Risikofaktoren in 5 Kategorien Stress, Tiergesundheit, Beschäftigung, Futter und Wasser und Komfort eingeteilt. Das SchwIP generiert auf dieser Basis einen betriebsspezifischen Risikobericht. Eine Evaluation aller Problembetriebe zeigte, dass eine große Variation zwischen den Betrieben hinsichtlich des Gesamtrisikos für Schwanzbeißen bestand.

Die Anwendung des SchwIP war effektiv, denn nur 7 Landwirte beschlossen nach der ersten Erhebungsrunde keine Verbesserungsmaßnahmen. Dafür wurden 78 % der Maßnahmen vollständig oder teilweise implementiert. 2013 wurden signifikant weniger Schwanz- und Ohrläsionen gefunden und auch am Schlachthof sank die Prävalenz von Schwanzverletzungen im Verlauf eines Jahres. Das Software – basierte Schwanzbeiß – Interventionstool SchwIP kann helfen die Hintergründe von Schwanzbeißen besser zu erfassen und zu verstehen.

Forschungsnetzwerk NRW-Agrar