Multimethodische Bewertung von Schweinehaltungsverfahren durch Verbraucher anhand von Videos aus realen Schweineställen

Handlungsfelder

  • Verbesserung des Wohlbefindens des Tieres, des Gesundheits- und Hygienestatus von Betrieben

Das gemeinschaftliche Projekt im Rahmen des Forschungsnetzwerkes NRW Agrar zielte darauf ab, Verbrauchern Einblick in reale, aktuelle Schweinehaltungsverfahren zu bieten und diese Verfahren bewerten zu lassen. Denn aktuelle Diskussionen um die Nutztierhaltung in Deutschland zeigen, dass sich die Diskrepanz zwischen landwirtschaftlicher Realität und gesellschaftlichen Wünschen in Bezug auf die Haltungsverfahren in den letzten Jahren eher vergrößert als reduziert haben.

In einem ersten Ansatz kommen als qualitative Erhebungsmethode Gruppendiskussionen mit Verbrauchern zum Einsatz, in denen Videos aus fünf realen Schweineställen (Stall A: Vollspaltenboden mit 63 Tieren / Bucht; Stall B: Vollspaltenboden mit 25 Tieren /Bucht; Stall C: Vollspaltenboden mit 35 Tieren / Bucht; Stall D: Tiefstreu mit 60 Tieren / Bucht; Stall E: Vollspaltenboden mit 25 Tieren / Bucht) gezeigt werden.

Es wurden zwei unterschiedliche Methoden verwendet. Zum einen wurden die Gesprächsinhalte aufgezeichnet, transkribiert und mittels einer qualitativen Datenanalyse ausgewertet.

Dabei wurden Bewertungskriterien und Begründungszusammenhänge ermittelt, die mittels Means-End-Chain-Ansatz eingeordnet wurden. Außerdem wurden nach der Methode der morphologischen Wirkungsphysiologie über die Erfassung der Meinungsebene hinausgehend unbewusste Bestimmungsfaktoren für die Akzeptanzbildung bezüglich Tierhaltungsverfahren bei den Verbrauchern identifiziert.

Im Sinne des Tierwohls betonen die Verbraucher vorrangig folgende Kriterien:

• Platzangebot: Aus Sicht der Verbraucher ist ein höheres Platzangebot für Schweine das entscheidende Kriterium, da es Vorteile für das Tier bietet.
• Bodenbeschaffenheit: Spaltenböden stoßen auf Ablehnung, Stroheinstreu wird mit Idylle und Bauerhofatmosphäre verbunden.
• Lichtverhältnisse: Verbraucher bevorzugen Helligkeit, natürliches Tageslicht und einen natürlichen Rhythmus
• Auslauf: Haltungsverfahren, mit Zugang zu frischer Luft und mehr Bewegungsfreiheit, entsprechen den Idealvorstellungen der Verbraucher
• Beschäftigungsmaterial: wichtiges Kriterium zur Bewertung des Tierwohls, die scheinbare Notwendigkeit an sich wird jedoch als Defizit betrachtet
• Sauberkeit & Hygiene: Die Einstellung gegenüber Sauberkeit und Verschmutzung ist eher ambivalent, da die Verbraucher nicht abschätzen können, wieviel Sauberkeit und Hygiene ein Schwein benötigt.
• Umweltbedingungen: Verbraucher setzen sich mit den Umweltbedingungen der Tiere auseinander und legen Wert darauf, dass für die Tiere keine Belastungen durch Stallklima, Geruch und Geräusche entstehen.

Forschungsnetzwerk NRW-Agrar