Maßnahmen zur Verminderung hornbedingter Verletzungen bei der Aufstallung von Jungrindern nach der Weideperiode

Handlungsfelder

  • Verbesserung des Wohlbefindens des Tieres, des Gesundheits- und Hygienestatus von Betrieben
  • Verzicht auf mit Schmerzen verbundene Eingriffe am Tier

Erfahrungsgemäß ist die Verletzungshäufigkeit, trotz optimaler Haltungsbedingungen und Managementmaßnahmen, nach der Weidesaison im Herbst bei der Aufstallung durch gegenseitige Verletzungen, bedingt durch die Hörner, am größten. Besonders Rangkämpfe provozieren diese Art der Verletzungen. Die Intensität der Hornstöße ist jedoch nicht alleine situationsabhängig, sondern wird maßgeblich durch das individuelle Temperament der einzelnen Tiere beeinflusst. Um das von den Hörnern ausgehende Gefahrenpotenzial zu mindern, werden Kälbern in der Regel die Hornanlagen entfernt. Das Enthornen ökologisch gehaltener Tiere ist jedoch nur mit Ausnahmegenehmigung der Kontrollstellen möglich, der Demeter – Verband verbietet seinen Mitgliedern sogar ausdrücklich die Haltung hornloser Tiere. Somit bleibt das Thema zur Vermeidung von Verletzungen bei horntragenden Rindern aktuell und Lösungsansätze weiterhin notwendig.

Dem Versuch zur Verfügung standen drei Gruppen mit jeweils acht Tieren. Zunächst wurden allen 24 Tieren die Hornspitzen um ein bis zwei Zentimeter gekürzt. Den Tieren der ersten Gruppe wurden im Anschluss Silikonzitzengummis auf die Hörner geklebt, den Tieren der zweiten Gruppe Holzkugeln. Die dritte Gruppe diente als Kontrollgruppe ohne Hornschutz.

Untersucht wurden beide Materialien und Verfahren auf Haltbarkeit am Horn und Anbringungsdauer/ Anschaffungskosten.

In den beiden Versuchsgruppen traten, trotz ausgeübter Hornstöße, keine Verletzungen auf. Bei der Kontrollgruppe ohne Hornschutz konnten im Versuchszeitraum mehrere blutige Wunden, sowie Hämatome durch Hornstöße, festgestellt werden.

Die Haltbarkeitsdauer der Zitzengummis (Kleber: Demotec – Futura Pad – Spezialkleber) variierte zwischen einem und zehn Tagen, bedingt durch die unterschiedlichen Hornformen. Der Zeitaufwand zur Anbringung, einschließlich Aufhalftern, betrug im Durchschnitt 3,22 Minuten pro Tier. Die Kosten für die Anbringung der Gummis lagen bei etwa 2,20 € pro Tier. Daraus resultiert eine Summe von 0,40 € pro Tier und Tag.

Die Holzkugeln (Kleber: GEWA – Fit) hatten eine Haltbarkeitsdauer von 13 – 270 Tagen, wobei Unebenheiten oder Luftlücken durch den Kleber ausgeglichen werden konnten. Die Anbringungszeit, einschließlich Aufhalftern, betrug im Durchschnitt 9,20 Minuten. Die deutlich höheren Kosten für die Holzkugeln liegen bei 17,64 € pro Tier. Umgerechnet ergab sich eine Summe von 0,12 € pro Tier und Tag.

Sowohl die Zitzengummis als auch die Holzkugeln erfüllen ihren Zweck bei der Verminderung / Vermeidung von hornbedingten Verletzungen. Hinsichtlich der deutlich kürzeren Haltbarkeit sind Zitzengummis eher für kurzfristige Stresssituationen (Brunst oder aggressive Einzeltiere) anzuwenden. Für die Winteraufstallung nach längeren Weideperioden werden die Holzkugeln favorisiert, da sie wesentlich länger am Horn halten. Auch der Rinderhalter selber kann sich durch Hornschutz vor hornbedingten Verletzungen schützen.

Forschungsnetzwerk NRW-Agrar