Hygienische Aspekte der Liegeboxeneinstreu bei Milchrindern in NRW

Handlungsfelder

  • Verbesserung der Beratung in der Bestandsbetreuung
  • Verbesserung des Wohlbefindens des Tieres, des Gesundheits- und Hygienestatus von Betrieben

Eine Mastitis ist nicht nur ein schmerzhafter Prozess für die Kuh, sondern hat auch für den Milchviehhalter weitreichende wirtschaftliche Konsequenzen. Aus einer Euterentzündung ergeben sich zudem eine länger andauernde Leistungsbeeinträchtigung des Tieres und eine zeitgleich durchzuführende Behandlung u. U. mittels Antibiotika. Die Minimierung der mastitisfördernden Faktoren ist von hoher Priorität für die Landwirtschaft.

Die hygienische Beschaffenheit des Einstreumaterials übt einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Eutergesundheit des Milchrindes aus. Somit sollte in diesem Forschungsprojekt der praxisübliche Umgang mit der jeweiligen Einstreu und die keimreduzierenden Maßnahmen näher erfasst und deren Auswirkungen auf die Eutergesundheit und die Wirtschaftlichkeit in Beziehung gesetzt werden.

Zur Zielerreichung sollten folgende Arbeitspakete dienen:

  • Mikrobiologische Untersuchung (Gesamtkeime, coliforme Keime, pH – Wert, Feuchtegehalt, Temperatur der Materialien) von Einstreumaterialien auf Praxisbetrieben in regelmäßigen Abständen
  • Untersuchung der Herdengesundheit durch Untersuchung der zellzahlauffälligsten Tiere
  • Untersuchung des Melkvorganges
  • Die Veränderungen der Zellgehalte, der Verschmutzungsgrad der Tiere und die Einstreuqualität einzelner Hygienemaßnahmen sollen nach Änderung erfasst werden, um Empfehlungen für die Praxis ableiten zu können

Die Therapie einer Mastitis ist schwieriger geworden, da sich das Erregerspektrum als ein zentraler Faktor verändert hat. Früher waren es sogenannte kuhassoziierte Mastitiserreger, mittlerweile stammen diese Erreger aus der Umwelt der Tiere, wie z.B. der Einstreu. Die empfohlenen Keimhöchstmengen in der Einstreu wurden in fast allen beteiligten Praxisbetrieben überschritten, auch bei Anwendung der empfohlenen Pflegeintervalle der Liegeboxen. Eine Ursache liegt in der recht hohen Keimverschleppung aus den Laufwegen in den Liegebereich. Eine massive Reduktion des Keimdruckes in den Liegeboxen und nachfolgend eine Reduktion der Zellzahlhöhen in der gesamten Herde zeigte die Erhöhung der Reinigungsintensität und –qualität verbunden mit einer qualitativ guten Einstreu. Eine Reduktion der Keimgehalte in den Boxen durch die Anwendung von kohlensaurem Kalk erfolgte nicht.

Auch im Bereich der Melkhygiene besteht in einigen Betrieben ein Defizit. Werden die arbeitswirtschaftlichen und monetären Gesichtspunkten betrachtet, zeigte sich, dass die Einstreuverfahren auf Basis von gehäckseltem Stroh die günstigste Variante darstellt. Eine intensivere Beratung und Anpassung der Ausbildung hinsichtlich Verständnisses für Infektionsketten in Praxisbetrieben erscheint zielführend für die Verbesserung der auf Milchkühe einwirkende Keimdruck.

Forschungsnetzwerk NRW-Agrar