Anbau und Prüfung klimaresilienter Futterbaupflanzen in der Wiederkäuerfütterung

Handlungsfelder

  • Verbesserung der Fütterung

Aktualisierung zur Buchversion (Stand 01.02.2024)

In den letzten Jahren führten vermehrt Wetterextreme zu einer deutlichen Ertragsminderung und damit zu einer Grobfutterknappheit auf landwirtschaftlichen Betrieben. Ziel dieses im Rahmen einer durch das Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen geförderten Landesinitiative war die Prüfung des Anbaus, der Konservierung und der Futtereignung alternativer Futterbaupflanzen, um landwirtschaftlichen Betrieben kurzfristig Empfehlungen zur Anpassung an die Folgen der Witterungsveränderungen bieten zu können.

Die Futterkräuter Futterzichorie und Spitzwegerich sowie die Grasart Rohrschwingel gelten aufgrund ihrer physiologischen Eigenschaften als klimaresilient. Rohrschwingel weist beispielsweise eine hohe Verträglichkeit von Trockenheit, Kälte und zeitweiser Vernässung auf. Die Pflanzen wurden im Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft (VBZL) Haus Riswick zu Versuchszwecken angebaut. In standardisierten Verdaulichkeitsmessungen mit Hammeln wurden Futterzichorie- und Spitzwegerichsilage sowie verschiedene Aufwüchse der Rohrschwingelsilage auf den Futterwert geprüft. Die Messung der Verdaulichkeit erlaubt eine sehr gute Einschätzung des Futter- und insbesondere Energiewertes für den Wiederkäuer. Die Silage der Futterzichorie erreichte eine durchaus hohe Verdaulichkeit der organischen Masse von über 80 %. Die Spitzwegerichsilage wies einen geringeren Futterwert auf. Für einen hohen Futterwert der Kräuter ist neben dem Nutzungszeitpunkt die Etablierung im gemischten Pflanzenbestand entscheidend. Die Rohrschwingelsilage wies, je nach Erntejahr und Schnittzeitpunkt, mäßige bis gute Verdaulichkeiten auf. Der erste Aufwuchs des Rohrschwingels im Jahr 2022 wurde physiologisch jung geerntet und konnte mit 6,7 MJ NEL/kg TM einen hohen Futterwert erzielen.

Mit diesem Erntematerial wurde im VBZL Haus Riswick ein Fütterungsversuch mit Milchkühen durchgeführt. Hierzu erhielten je 24 laktierende Tiere eine Ration, die auf Rohrschwingelsilage bzw. einer Silage eines Dt. Weidelgras-betonten Dauergrünlands basierte. Die Rationen waren abgesehen von der Grasart identisch zusammengesetzt. Es wurden Futteraufnahme, Milchleistungsparameter und Wiederkauverhalten erfasst. Mit 23,7 kg war die Trockenmasseaufnahme in der Rohrschwingel-Fütterungsvariante signifikant höher als in der Dt. Weidelgras-Fütterungsvariante (23,4 kg). Durch die höheren Fasergehalte wurden bei Fütterung der Rohrschwingel-Mischration höhere Milchfettgehalte erzielt. In der Dt. Weidelgras-Fütterungsvariante waren der Milcheiweißgehalt sowie die natürliche tägliche Milchmenge aufgrund der höheren Energie- und nXP-Aufnahmen signifikant höher. Die ECM-Leistung lag in beiden Varianten auf einem vergleichbaren Niveau von rund 34,5 kg. Trotz höherer Faseraufnahmen in der Rohrschwingel-Variante, wurde die Wiederkauaktivität nicht von der Grasart beeinflusst. Es zeigte sich, dass mit dem Einsatz von physiologisch jung geerntetem Rohrschwingelmaterial in Mischrationen hohe Futteraufnahmen und gute Milchleistungen erzielt werden können. Für die Praxis stellt das unterschiedliche Abreifeverhalten und somit der optimale Erntezeitpunkt der Grasarten eine Herausforderung dar.

 

Bearbeitungszeitraum
2021 – 2023

 

Forschungsnetzwerk NRW-Agrar