Züchterische und wirtschaftliche Bedeutung von ausgewählten Zuchtebern auf Nabelhernien bei Ferkeln

Handlungsfelder

  • Konzeptvorschläge zur Erfassung von Tierwohl-Indikatoren und Zuchtmerkmalen
  • Verbesserung des Wohlbefindens des Tieres, des Gesundheits- und Hygienestatus von Betrieben
  • Vermeidung der Tötung von Feten, Jungtieren und gesunden Tieren außer zur Schlachtung und Verbesserung der Betäubung und des Schlachtprozesses

Aktualisierung zur Buchversion (Stand 24.02.2025)

Der Nabelbruch (Hernia umbilicalis) ist eine kongenitale Missbildung (Beißner 2003; Pfeifer 2006, S. 21) und zählt zu den äußeren Hernien (Dahme und Hafner-Marx 2007, S. 123). Sowohl äußere Einflüsse als auch genetische Faktoren können die Ursache einer Entstehung sein (Bendavid 2004; Dahme und Hafner-Marx 2007, S. 123; Harlizius und Hennig-Pauka 2014, S. 28f.; Long et al. 2016; Nowacka-Woszuk 2021).

Für betroffene Schweine können gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch einen Nabelbruch entstehen, müssen aber nicht. Ein Bruch kann die biologischen Leistungen herabsetzen (Harlizius und Hennig-Pauka 2014, S. 28). Für den landwirtschaftlichen Betrieb gehen Nabelbrüche in Abhängigkeit der Ausprägungsstärke mit wirtschaftlichen Einbußen einher. Diese können durch niedrigere Leistungen, entgangenem Gewinn durch die Vermarktung betroffener Schweine außerhalb ihres optimalen Schlachtgewichts und Kosten für Tierärzt*innen sowie Entsorgung euthanasierter Schweine mit Nabelbruch entstehen (Yang et al. 2023).

Die Erblichkeit von Nabelbrüchen ist abhängig von der Rasse und der Population. Viele Gene, die an der Vererbung der Anfälligkeit für Nabelbrüche beteiligt sind, unterscheiden sich je Rasse oder Population (Hovmand-Hansen et al. 2021).

In dem Versuch der vorliegenden Arbeit wurden 29 Pietrain-Eber mit 332 F1-Sauen auf einem münsterländischen Ferkelerzeugungs- und Ferkelaufzuchtbetrieb angepaart. Die Nabel der Ferkel wurden 48 Stunden nach der Geburt auf Auffälligkeiten bonitiert und die Ferkel mit Nabelbrüchen in der Ferkelaufzucht erfasst.

Das abhängige Merkmal auffälliger Nabel steht auf Tierebene zum Wurfmonat und dem Geschlecht der Ferkel und auf Wurfebene zum Wurfmonat und gesamt geborenen Ferkeln in einem signifikanten Zusammenhang. Das Merkmal Nabelbruch steht in einem signifikanten Zusammenhang zum Wurfmonat (Tier- und Wurfebene) und zur Wurfnummer der Sau sowie dem Geschlecht der Ferkel (beides Tierebene). Die geschätzten Heritabilitäten für das Merkmal Nabelbruch (Tierebene: 0,14 ± 0,09, Wurfebene: 0,41 ± 0,28) ist höher als für auffällige Nabel (Tierebene: 0,05 ± 0,04, Wurfebene: 0,24 ± 0,18).

Weibliche Ferkel aus dem Versuch weisen im Gegensatz zu den männlichen Ferkeln ein höheres Risiko für auffällige Nabel 48 Stunden nach der Geburt aber ein geringeres Risiko für Nabelbrüche auf. Die predicted differences (PD) bei vier von elf Ebern mit mindestens vier Würfen haben für die Merkmale auffälliger Nabel und Nabelbruch unterschiedliche Vorzeichen. Dies zeigt, dass die Nabelbonitur nach der Geburt kein geeignetes Werkzeug zur Identifizierung von Ferkeln ist, die zu einem späteren Zeitpunkt einen Nabelbruch entwickeln.

Obwohl das vorliegende Datenmaterial nicht ausbalanciert ist und einen begrenzten Stichprobenumfang aufweist, konnte in der Masterarbeit nachgewiesen werden, dass das Auftreten von Nabelbrüchen durch genetische sowie exogene Faktoren beeinflusst wird.

 

Bearbeitungszeitraum
August 2020 bis Mai 2024

 

Weiterführender Internetlink

Forschungsnetzwerk NRW-Agrar