Einfluss hoher Laktationsleistungen auf die Fruchtbarkeit von Milchkühen

Handlungsfelder

  • Verbesserung des Wohlbefindens des Tieres, des Gesundheits- und Hygienestatus von Betrieben

In der Milchviehhaltung steigt die Laktationsleistung seit Jahrzehnten kontinuierlich an (LKV NRW 2009). Gleichzeitig wird beobachtet, dass die Fruchtbarkeitsleistung, ausgewiesen anhand des Parameters Zwischenkalbezeit, rückläufig ist. In der Literatur wird dieser Trend als Antagonismus zwischen hoher Milchleistung und Fruchtbarkeit bezeichnet. Die Einflussfaktoren auf die Fruchtbarkeitsleistung von Kühen sind jedoch vielfältig. Sie reichen von genetischen Aspekten, denen das Leistungspotenzial zuzuordnen ist, über Klima und Jahreszeit, Haltungsfaktoren, Fundamentstabilität, Erkrankungen inklusive gesundheitlicher Vorbelastungen und Aspekten der Nährstoffversorgung.

Um Zusammenhänge, Einflussfaktoren und Antagonismen zwischen Milchleistungsniveau und Reproduktionsgeschehen, Lebensleistung und Nutzungsdauer zu erkennen, wurden Informationen über 65.000 Kühe der Rasse Holstein Friesian, die nicht zur Zucht abgegangen sind, ausgewertet. Verwendet wurden Daten des LKV NRW, die routinemäßig im Zuge der Milchleistungsprüfung in den Jahren 2008/09 erfasst worden waren.

Als Leistungsparameter des Einzeltieres diente die Erstlaktationsleistung. Weiterhin wurden die Parameter Zwischenkalbezeit, Rastzeit, Nutzungsdauer, Lebensleistung sowie die Lebenseffektivität ausgewertet. Um betriebsindividuelle Einflussfaktoren aufgrund des Managementniveaus zu minimieren und so den tatsächlichen Einfluss der tierindividuellen Leistung besser erfassen zu können, wurden die Betriebe anhand der Erstlaktationsleistung in Leistungskategorien (BLK) eingeteilt (BLK 1: < 6.500 kg Milch, BLK 2: 6.500 – < 7.000 kg Milch, BLK 3: 7.500 – < 8.500 kg Milch, BLK 4: 8.500 – < 9.500 kg Milch, BLK 5: ≥ 9.500 kg Milch).

Innerhalb der BLK ließ sich beim Vergleich der Tiere zwar ein signifikanter Einfluss der Erstlaktationsleistung auf die Parameter Zwischenkalbezeit, Rastzeit, Nutzungsdauer, Lebensleistung und Lebenseffektivität erkennen, dieser war jedoch mit einem Bestimmtsheitsmaß von ≤ 0,05 sehr gering. Ein Vergleich zwischen den BLK ergab eine signifikante Reduzierung der ZKZ von 441 Tagen in BLK 1 auf 412 Tage in BLK 5. Somit verbesserten sich die Fruchtbarkeitsleistungen mit steigenden Erstlaktationsleistungen der Betriebe. Dieses Ergebnis ist wahrscheinlich auf eine bessere Brunstbeobachtung zurück zu führen, da sich die Rastzeit zwischen den BLK von 131 Tagen auf 99 Tage verkürzte. Die in der Tierzüchtung angestrebten Ziele einer ZKZ von < 420 Tagen wurden lediglich in Herden mit mehr als 9.500 kg Jahresleistung erreicht. In diesen Herden ist auch die Abgangsrate aufgrund von Unfruchtbarkeit am geringsten. Einhergehend damit erhöhten sich die Lebensleistung (36.909 kg) und die Lebenseffektivität (14,9 kg / Lebenstag), während die Nutzungsdauer zwischen den BLK 2 bis 5 trotz der steigenden Leistungen nicht signifikant differierte.

Für die Fruchtbarkeit einer Milchviehherde ist das Niveau des Betriebsmanagements von größerer Bedeutung als das der Milchleistung. Eine entscheidende Bedeutung kommt dabei der Tierfütterung zu (Reduzierung des postpartalen Energiedefizits).

Forschungsnetzwerk NRW-Agrar